Regelungen im Homeoffice: Rechte, Pflichten und Erfolgsfaktoren
Der Arbeitsmarkt durchläuft zurzeit einen außergewöhnlichen Transformationsprozess. Im Kern steht dabei das Homeoffice. Das mobile Arbeiten von zuhause bietet erhebliche Chancen, ist aber auch mit Herausforderungen verbunden. Wir haben für Dich nicht nur die wichtigsten arbeitsrechtlichen Rahmenbedingungen zusammengestellt, sondern liefern auch wertvolle Tipps, damit die Arbeit auch in den heimischen vier Wänden gelingt!
Bis zum Ausbruch der Corona-Pandemie war das Arbeiten von zu Hause vor allem Selbstständigen, Freiberuflern und Start-Ups vorbehalten. Infolge der präventiven Maßnahmen wurde das Modell Homeoffice auf einen Schlag massentauglich. Was als Notlösung begann, hat sich inzwischen in vielen Branchen und Betrieben als erstaunlich praktikabel erwiesen.
Die derart angestoßene Entwicklung scheint nur bedingt umkehrbar: Zumindest ist es wahrscheinlich, dass die von der Pandemie erzwungenen, tiefgreifenden Veränderungen der Arbeitswelt diesen zumindest in Teilen überdauern wird. So könnte das Homeoffice als flexible Lösung auch zukünftig fester Bestandteil unseres beruflichen Alltags werden. Grund genug also, sich nicht nur aus gegebenem Anlass intensiver mit der Thematik zu beschäftigen!
Wie definiert man Homeoffice?
Arbeitsrechtlich gibt es (noch) keine einheitliche Definition des Homeoffice. Das Arbeiten von zu Hause gilt gemeinhin als eine Variante der Telearbeit. Darunter fallen zunächst sämtliche gemäß Arbeitsvertrag vereinbarten Tätigkeiten, die on- oder offline außerhalb der Betriebsstätte stattfinden. Im Unterschied zu anderen Formen des mobilen Arbeitens, die in der Regel eine festgelegte Regelmäßigkeit implizieren, wird der heimische Schreibtisch im Homeoffice zunächst nur vorübergehend zum Arbeitsplatz. Letztlich obliegen Ausgestaltung und Umsetzung konkreter Homeoffice-Regelungen den Unternehmen. Abhängig von den individuellen Bedarfen und Möglichkeiten des jeweiligen Arbeitgebers kommt es in der Praxis deshalb mitunter zu teils erheblichen Unterschieden.
Welche Rechte und Pflichten gibt es im Homeoffice?
Im Sinne eines gesetzlichen Anspruchs besteht kein Recht auf Homeoffice. Allerdings unterliegt der Arbeitgeber der sogenannten Fürsorgepflicht und muss geltende Schutzstandards einhalten. Im Fall der Corona-Pandemie etwa muss gewährleistet sein, dass alle Beschäftigten ihrer Tätigkeit nachgehen können, ohne sich dabei einem Ansteckungsrisiko auszusetzen. Umgekehrt darf das Arbeiten von zu Hause aber auch nicht gegen den Willen des Arbeitnehmers verordnet werden, sondern bedarf grundsätzlich immer der beidseitigen Zustimmung.
Arbeitsrechtliche Standards und Versicherungsschutz gelten im Homeoffice weiter uneingeschränkt. So regelt das Arbeitszeitgesetz Arbeits-, Pausen- und Ruhezeiten auch in den eigenen vier Wänden. Obwohl nicht zwingend erforderlich, empfiehlt es sich, darüber hinaus eine gesonderte, schriftliche Vereinbarung zu treffen, um möglichst konkrete Abläufe und Zeiten festzulegen. Denn angesichts der räumlichen Distanz ist ein transparenter und verbindlicher Rahmen Voraussetzung für einen produktiven und strukturierten Arbeitsalltag.
Grundsätzlich muss der Arbeitgeber die für das Homeoffice benötigten Arbeitsmittel zur Verfügung stellen, darunter Laptop, Headset und Webcam, aber auch ergonomisches Mobiliar. Zwar sind viele Arbeitnehmer noch immer gezwungen, auf private Geräte zurückzugreifen, langfristig verbietet sich diese Praxis aber nicht zuletzt aus Datenschutzgründen. Zudem muss der Arbeitgeber sicherstellen, dass die heimische Infrastruktur das mobile Arbeiten ermöglicht. Hierzu kann z.B. eine Beteiligung an den Strom- und Internetkosten vereinbart werden.
5 Tipps für die erfolgreiche Arbeit im Homeoffice
Das gelegentliche Arbeiten von zuhause ist eine wohltuende Abwechslung zum hektischen Büroalltag. Wenn die Ausnahme aber zum Dauerzustand wird, stellt das Homeoffice Arbeitgeber und Arbeitnehmer vor große Herausforderungen. Auf der einen Seite eröffnet das Homeoffice Dir ein ungekanntes Maß an Flexibilität und Autonomie; der Wegfall von Arbeitswegen spart zusätzlich Zeit, Geld und Nerven.
Gleichzeitig birgt jene Freiheit auch erhebliche Risiken, denn das Arbeiten in den eigenen vier Wänden erfordert Selbstdisziplin, -organisation und Eigenverantwortlichkeit. Die Gefahr durch Ablenkung ist immens und allgegenwärtig, der persönliche Kontakt zu den Kollegen fehlt und die Grenzen zwischen Privat- und Berufsleben verschwimmen. Wir haben deshalb fünf nützliche Tipps gesammelt, mit denen Du diesen Balanceakt nicht nur bewältigst, sondern auch im Homeoffice dauerhaft erfolgreich bist!
1. Richte Dein Arbeitsplatz ein
Wenn Deine Wohnsituation es zulässt, ist es sehr hilfreich, den heimischen Arbeitsplatz auch räumlich so gut wie möglich abzugrenzen. Ein eigenes, zum Büro umfunktioniertes Zimmer ist ideal, aber auch eine separierte Schreibtischecke kann, richtig eingerichtet, den gewünschten Effekt haben. Dies erleichtert die Trennung von beruflichem und privatem Alltag und steigert das Konzentrationsvermögen. Beseitige alle potentiellen Störfaktoren und Ablenkungen, um gar nicht erst in die Versuchung zu geraten. Du musst Dich aber deshalb nicht zu spartanisch einrichten, schließlich solltest Du Dich an Deinem Arbeitsplatz möglichst wohl fühlen. Hierfür ist vor allem die Möblierung entscheidend, auch Zimmerpflanzen und eine gute Beleuchtung wirken sich positiv auf die Atmosphäre aus.
2. Strukturiere Deinen Arbeitstag
Im Homeoffice bist Du permanent versucht, die Arbeit zugunsten des Haushalts zu unterbrechen. Schnell die Waschmaschine anschmeißen, ein kurzer Einkauf zwischendurch – derartige Brüche solltest Du in jedem Fall vermeiden. Bemühe Dich stattdessen, stets bei der Sache zu bleiben und begonnene Aufgaben abzuschließen. Strukturiere Deinen Tag, indem Du Kernarbeitszeiten festlegst. Richte diese gemäß Deiner Freiheiten nach Deinem individuellen Bedürfnissen aus (Biorhythmus, Produktivität) und plane auch feste Pausen ein. Die Ruhephasen solltest Du dann auch als solche nutzen, indem Du durch Bewegung, frische Luft oder sogar einen Powernap neue Energie tankst. Routinen und Rituale können erheblich dabei helfen, eine selbstauferlegte Struktur aufrecht zu erhalten.
3. „Get organized“
Damit Du angesichts der vielen Freiheiten nicht im Chaos versinkst, bedarf es einer sorgfältigen und möglichst langfristigen Planung. Verschaffe Dir dauerhaft einen Überblick der zu erledigenden Aufgaben und priorisiere nach Dringlichkeit. To-Do-Listen sind dabei ebenso unersetzliche Hilfsmittel wie der regelmäßige Austausch mit Deinem Arbeitgeber. Dokumentiere Deinen Arbeitsalltag – falls Dein Chef dies nicht ohnehin verlangt, ist dies auch für Dich ein hilfreiches Instrument der Selbstkontrolle.
4. Bleibe in Kontakt
Trotz räumlicher Trennung musst Du nicht im Vakuum arbeiten. Suche und halte den Kontakt zu Kollegen und Vorgesetzen, stimme fortlaufend Deine Aufgaben ab und hole Feedback ein. So bleibst Du nicht nur sichtbar, auch gegen die soziale Isolation wirkt schon ein kurzer Plausch mit Gleichgesinnten oft wahre Wunder. Natürlich solltest Du Dich primär auf berufliche Angelegenheiten konzentrieren. Jedoch sind gerade unter außergewöhnlichen Umständen Solidarität und gegenseitige Wertschätzung nicht zu vernachlässigen und motivationssteigernd. Schließlich ist geteiltes Leid bekanntlich halbes Leid!
5. Schalte ab!
Wenn Arbeit und Freizeit räumlich zusammenfallen, besteht die große Gefahr, dass auch die psychologischen Grenzen zunehmend verschwimmen. Den unerwarteten Anruf des Chefs entgegennehmen, vor dem Schlafen noch mal eben die Mails checken, und schon bald gibt es überhaupt keinen Feierabend mehr! Umso wichtiger ist es, dass Du nach getaner Arbeit einen klaren Cut vollziehst und Dich auch gedanklich ausklinkst. Wie bereits angesprochen leisten sowohl ein designierter Arbeitsplatz wie auch fest vereinbarte Zeiten hierzu einen gewichtigen Anteil. Häufig entsteht der Druck, rund um die Uhr erreichbar sein zu müssen, auch unabhängig der tatsächlichen Erwartungen Deines Arbeitgebers – überprüfe deshalb kritisch Deinen eigenen Anspruch und achte gründlich auf Dein Tagespensum. Wenn Du für die Arbeit auf den eigenen Computer oder Dein Privathandy zurückgreifen musst, scheue Dich nicht, von Deinem Recht Gebrauch zu machen und die Geräte abzuschalten oder zumindest berufliche Angelegenheiten bis zum nächsten Tag zu ignorieren!
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